Людвигу Пичу - Письма (Апрель 1864-декабрь 1865) - Мемуары и переписка- Тургенев Иван Сергеевич

27 февраля (11 марта) 1865. Баден-Баден

Baden-Baden.

Schillerstrasse, 277.

d. 11 März 1865.

Ja, mein lieber Freund, Schwiegervater! Ein hübscher, blonder, dreissigjähriger Bursch mit einem langen Schnurbart und energischen Zügen,-- namens Gaston Bruère nennt mich "cher papa" - und vielleicht bin ich schon jetzt ein Grosspapa - "an sich" - wie sich der alte Herr Hegel ausdrücken würde'1. Sie können siéh leicht meine Zufriedenheit denken: ich hätte keine bessere Wahl treffen können - und meine Tochter scheint überglücklich zu sein. Sie wird in der Provinz leben, zwischen Vendôme und Châteaudun - wo ihr Mann eine bedeutende Glasfabrik (verrerie) besitzt2. Es war doch ein eigenes Gefühl mit dem Tage der Hochzeit etc. ...ein sonnebeschienenes, weisshals-bindiges kirchenkühl - ceremoniellfreudiges und einfältig lächelndes Rührungsgefühl!

Jetzt sitz ich wieder hier, an dem alten lieben Fleck - und bin ganz fidel - und habe - sogar - horribile oder eigentlich mirabile dictu! - angefangen... zu arbeiten! Das kommt mir ganz wunderlich vor. Dass man so etwas auf's Papier hineinwürgen kann! Wir wollen sehen, was daraus werden wird3.

Im Thiergarten4 - und das ist natürlich die Hauptsache - geht es ganz gut. Mme Viardot hat sich in der letzten Zeit viel mit Componiren beschäftigt. Sie hat einen ganzen Cyclus Möricke'scher Gedichte in Musik gesetzt - wirklich ganz poetisch - einige Sachen - wie die "Nixe Binsefuss" und das "verlassene Mägdlein" - gradezu genial5. Das werden Sie allés hören, wann Sie hierher kommen - und ich brauche Ihnen nicht zu sagen, dass, wann Sie auch kommen, No 277 in der Schillerstrasse {Далее зачеркнуто: öffnet} beide Thürflügel - weit - öifnet - und dasselbe thut auch Frau Anstett mit ihren "mütterlichen Armen" - wie die Kaiserin im letzten Act von "Wallenstein"6.

Ich habe Ihre Göthe'sche Composition (Göthe in Strassburg) - vor einigen Tagen mit wahrer Genugthuung betrachtet - und freue mich herzlich auf Ihre immer weiter um sich greifende Thätigkeit7. Es ist etwas spät gekommen - aber Sie sind noch - voll Leben und Kraft - Sie haben ein weites Feld vor sich. Schlimm ist es, dass es mit der Gesundheit im Hause nicht recht gehen will: wie bedaure ich das arme Kind! Ich glaube - ein rascher Entschluss muss da helfen - eine Zehe zu verlieren ist noch kein allzugrosses Unglück - wenn es nämlich mit voiler Sicherheit geschehen kann.

Grüssen Sie Ihren - mir zugleich unbekannten und doch so bekannten Freund Konewka - bestens. Ich stehe wirklich ganz beschämt und etwas verduzt vor alien den liebevollen Beweisen litterariscber Theilnahme. Das hatt' ich natürlich nicht erwartet - freue mieh desto mebr darauf. (Die Recension in der "Kölnischen Zeitung" - soil, so viel ich weiss, von einem Dr. Bernays sein, den ich sonst gar nicht kenne8.) Madame Pomey leidet an der ersten misère der ersten Schwangerschaffc - sonst ist sie ganz glücklich - und das В Id Ihres Mannes verrath ein wirklich bedeatendes Farbentalent - ganz das Entgegengesetzte Pomey's eigenen Ingres'schen Tendenzen9. Dieses Unwillkixrliche ist eine gute Bürgschaft. Diesmal suchen Sie ihn doeh in Paris auf.

Und nun - auf Wiedersehn! Ich grüsse Ihre ganze Familie, drücke Ihnen herzlich die Hand und bleibe

Ihr ergebener I. Turgeneff.

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