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Людвигу Пичу - Письма (Апрель 1864-декабрь 1865) - Мемуары и переписка- Тургенев Иван Сергеевич18 (30) апреля 1864. Баден-Баден Baden-Baden. Schillerstrasse, 277. Sonnabend, d. 30 Apr. 64. Mein guter, lieber Freund, Ihr Brief an Mme Viardotl ist mir wie ein Stich durch's Herz gegangen. Vor allem di-eser herbe, bittere Verlust, dieser unbarmherzig harte Schlag! Von Tröstungen ist natürlieh keine Rede - ich will Ihnen nur sagen, wie tief ich Sie und Ihre Frau bedaure2. Ja, das Leben ist überhaupt schwer zu tragen - und das Schwerste an ihm ist dièse indifférente Nothwendigkeit, dièse Natürlichkeit des Schmerzes und der Verluste. Es knickt die reizendste, schönste Gestalt und weiss nicht einmal etwas davon - ebensowenig wie das Rad, das die Blume zerquetscht. Arbeiten, arbeiten, sich in etwas gewaltsam hineinzwängen - wie ein gebrochenes Glied in harte Bin-den-- ist das beste Mittel fur Sie: es ist ait und probat. Mag's Ihnen nur nicht zu sauer werden! Auch in anderer Hinsicht hat mir Ihr Brief wehe gethan - aber daran bin ich selbst Schuld. Ihre liebevolle Nachfrage nach mir hat mich fühlen lassen, wie sehr ich Unrecht hatte, Ihnen nicht längst geschrieben zu haben. Es gibt keine Entschuldigung - und ich sage ein vollständiges "peccavi". Nur muss ich Ihnen sagen, warum ich Sie in Berlin nicht aufgesucht habe: ich bin nämlich keine voile Stunde in Berlin geblieben - ich habe mich gleich nach der Dresdener Eisenbahn führen lassen - da mein Brader in Dresden auf mich wartete. Er war sehr krank. Von Dresden reiste ich nach Baden - von da nach Paris - jetzt bin ich wieder hier - und dièse ganze Zeit hab' ich keinen ruhigen Tag gehabt. Nun hock' ich wieder auf meinem alten Nest - und beeile mich dem alien Freund fest und treu die Hand zu drücken. Mme Viardot wird Ihnen wahrscheinlich geschrieben haben, wie viel Angst und Sorgen ihr Louisens Entbin-dung geschafft hat. Nun ist allés gut - das kleine Ding (es ist ein Sohn) - wächst und gedeiht - die Mutter ist. noch schwach und liegt im Bett - aber es geht ailes seinen regelmässigen Gang. Sie wohnen in meinëm Quartier - ich habe zwei Zimmerchen in demselben Hause proviso-risch bezogen. Sie gehen Ende Juni ab - und da werd' ich drei überflüssige Stuben haben, die am besten von Freun-den zu besetzen wären. Verstehen Sie die Anspielung? Es würde in der That eine grosse Freude fur mich sein, Sie während des Sommers bei mir zu beherbergen. Thun Sie doch das - und kommen Sie, wenn es irgend möglich ist3. Meine russische Angelegenheit hat sich auf das Beste gelöst4 und ich bin so freij wie {Далее зачеркнуто: möglich} ein Russe es überhaupt sein kann. Ich habe manche Vorstudien gemacht und bereite mich vor ein grösseres Werk anzufangen5 - habe auch - lei-der! - gewaltig gefaulenzt. Eine kleine Skizze von mir ist vor kurzem erschienen - ist aber unbedeutend6. Mme Viardot bat vor einigen Tagen fast den ganzen Orpheus in einem Gonzert herrlich gesungen - und nächste Woche singt sie Norma in Carlsruhe7. Ich bin sehr begierig darauf. Also, lieber Freund, auf Wiedersehen! Ich drücke Ihnen nochmals die Hand und grüsse Ihre Frau auf's Herzlichste. Ihr I. Turgeneff. P. S.-- Bewahren Sie gefälligst die Flinte, die ich bei Ihnen gelassen habe. Ich habe sie einem Russen verkauft, der2 mit einem Zettel von mir, sie abholen wird8. |
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